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Dickflüssiges Spüli

Ich erzählte der jungen Journalistin wirklich, dass Kunstblut nach Spüli schmeckt. Genauer, dass es nach Erdbeere, Benzin und Spüli schmeckt. In Wirklichkeit schmeckte aber mein Cocktail, den ich während der Befragung trank, nach Benzin und Spüli. Er hieß Casino und ich habe Zeugen für seinen Geschmack. Aber weil unser Filmblut auch nicht sonderlich lecker schmeckte, war Spüli der erste Vergleich, der mir einfiel. Und weil Spüli ein lustiges Wort ist. Letztlich ist der Vergleich zwischen Kunstblut und Spüli nicht so schlecht, weil beides dickflüssig und eklig ist. Wobei Spüli definitiv ekliger ist. Auf der Zunge, meine ich. Aber ich musste der jungen Journalistin einfach ein paar komische Sachen erzählen.
Dem Oberbürgermeister schreibe ich nun tatsächlich einen Brief. Was drinsteht, sage ich erst oder vielleicht gar nicht, wenn, nein, falls ich eine Antwort bekomme. Außerdem bin ich ziemlich gespannt, was die Stadtsherriffs vom Vorstadttheater über den Wahlsieger erzählen werden. Was die Fee dem Palmer wohl zu schreiben hat, denkt Ihr. Der Zettel steckt schon im Kuvert. Nein, ihr Phantasten, keine Liebesbriefe.

In meine Arme

Ich habe begonnen, Menschen zu umarmen. Damit meine ich weder meine Eltern, die ich liebe, noch Männer, die ich liebe. Ich habe begonnen, die sogenannten Freunde zu umarmen. Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Die Distanz, die ich gewohnt bin, schmilzt. Einerseits ist eine Umarmung oft ein probates Mittel, kurz und bündig auszudrücken, was in Worten leicht verloren geht. Andererseits ist eine Umarmung eine sehr barbarische Vernichtung des schönen und subtilen Austauschs von Blicken, den ich kenne und liebe.
Umarmungen laufen auch schnell Gefahr, in hauchfeine Heuchelei abzudriften. Dorthin möchte ich mich, auch nicht schleichend, bewegen. Dabei ist es sehr leicht, den Konventionen des Abschiedsrituals fast willenlos zu folgen. Ganz so schlecht fühlt es sich ja nicht an. Und manchmal will ich auch wirklich umarmen und umarmt werden. Aber eben nicht immer, nicht aus Gewohnheit, nicht aus Höflichkeit und nicht aus Faulheit, subtilere Gesten zu achten. Berührt werden möchte ich nur dann, wenn ich wirklich berührt bin. Oder es gute Gründe dafür gibt.
Vielleicht habe ich auch nur begonnen, die Menschen mehr zu lieben. Aber das, mit Verlaub, wäre ein wirklich schmaler Argumentationsgrat. Oder ich bin offener fürs Konventionelle geworden. Was nicht an sich verteufelt werden könnte.
Ein bisschen ratlos gehe ich in die Nacht. Was schön ist zu wissen: Jede neue Begegnung wird ohnehin für sich entscheiden, ob sie eine Umarmung werden will oder nicht.

Zornhut

Jeden Abend scheint der Mond in mein Fenster. Ich öffne das Heinz Dosenchili. Die Zornhut ist ein imposanter Anfang für einen Fechtgang. Ich habe vom Schwertkampf geträumt.

Blut lecken

Das wirklich Schlimme am ersten Film ist, dass es tausend Dinge gibt, die Du hättest besser machen können und zugleich tausend Dinge, die Dich Blut lecken lassen. Sei dieser Film ein Schulprojekt, reines Privatvergnügen oder eine Produktion, die es letztlich sogar auf einen käuflich erwerblichen Silberling schafft. Du wirst es wieder tun wollen.
Blut geleckt haben wir mit »One By One« ganz bestimmt, und zwar wortwörtlich. Auch der Silberling ist jetzt draußen. Die Releaseparty in einem kleinen Lokalkino überwältigte mit erstaunlichen Besucherzahlen. Das Kino war zu klein, sie alle zu fassen, zwei Dutzend wurden wieder weggeschickt. Die Nacht nach dem Film war lang und voller Cocktails.
Meine persönliche Filmkritik werde ich hier nicht abgeben, zu oft habe ich sie schon produziert. Ich behaupte einfach, dass ich unschuldig bin an der ganzen Sache, schließlich habe ich beim Dreh einfach nur das getan, was man mir sagte. Ja okay, sie sagten immer, ich solle die Finger von den Pillen lassen. Das habe ich nicht getan.