Apfelblüten

Das Ding steht einen Abend lang da, so oder so. Also spielen wir reiche Leute. Mit einem Cabriolet unterm Hintern ist das natürlich nicht schwer. Die Sonnenbrille auf, und fertig. Zu allem Überfluss hat der Schlitten eine exzellente Anlage, auch bei hundertsechzig steht der Sound noch klar. Wind im Haar, den Kopf nach hinten legen, über mir Baumkronen, Wolken, alles fliegt. Im Ort dann sehen die Leute den jungen Angebern nach. Dass wir nicht dazugehören, nur spielen, lässt uns am meisten lachen. Der Freitag gehört Büchern, jungen Schreiberlingen und einer meiner liebsten Bars. Sogar mein liebster Barmann ist da, um mir meine White Lady hinzustellen. Die Nacht zum Samstag blendet langsam in einen Wendlinger Apfelblütenkitsch über, ich werde in diesem Film gut gelaunt, halb bekleidet und frisch geduscht in einer Hauptrolle spielen, bei sonnigem Frühstück die Audrey-Hepburn-Brille zurechtrücken und doppelt so viel verputzen wie mein Gastgeber. Später, auf der Brücke, werde ich meinen Rocksaum flattern lassen, so dass die auf der Autobahn hinrasenden Menschen mich wie eine blaue Fahne wehen sehen. Werde weitergehen, Schmetterlinge, Pferde, und fast einen Sonnenbrand bekommen, nur fast. In Blumenwiesen werde ich Holly Golightly spielen, ich heirate nur für Geld, werde lachen, neue Steinchen fürs Gedankenmosaik sammeln und Gänseblumen fürs Haar. Und jetzt, ein neues Spiel, ein anderer Abend. Guinness, scharfe Suppe und Salat. Frühlingsrollen oder Steak. Sogar Champagner ist da. Oder doch Melone zum Nachtisch.