Chrysolith, Beryll, Topas

Schwedisch ist nur lustiges Seeräuberdeutsch, denke ich. Es dürfte mir leicht fallen. Pippi Langstrumpf und Ronja betrachten voll Erwartung mein Lehrbuch. Bald werde ich Pippi oder Ronja nicht nur im elterlichen Garten, sondern auch in deren Muttersprache und auf schwedischer See spielen können. Die roten Zöpfe sind schnell geflochten, den Lederriemen habe ich schon in der Tasche. Mir fehlt, das ist allerdings ärgerlich, ein Pferd.
Ich habe einmal Steine gekauft. Du weißt schon, kleine Edelsteine, walnussgroß. Als ich sie alle in einem Körbchen versammelt hatte, wollte ich vom Verkäufer wissen, was ich denn für Steine ausgesucht hätte. Sein Laden war ganz leer und wir hatten Zeit. Nicht, dass ich mir die anderthalb Dutzend Namen hätte merken können. Ich wollte die Wörter hören, aus seinem walisischen Mund. Ich ließ ihn alles aufzählen, nur um die Namen der Steine zu hören.
Als stehe ich plötzlich auf einer hohen Klippe und der Wind fahre durch mein Haar, weiß ich nicht mehr, ob der Boden unter meinen Füßen noch da ist. Dabei ist es völlig gleichgültig, wo ich in Wirklichkeit stehe, was ich tue, welche Stimmung ich zuvor hatte. Plötzlich bin ich emporgerissen und muss fliegen. Manuel sagt, ich sei das Mädchen mit den Flügeln. Manche neiden mir das Geraffel auf meinem Rücken, andere verfluchen es, ob es irgendwer schon einmal geliebt hat, weiß ich nicht, nein, will ich nicht zugeben. Zum Glück sieht man die Flügel nicht gleich und nicht immer. Nur soviel, im Weg waren sie noch nie.
Heute fiel mir wieder ein, dass ich, eine nie vergessene Zeit, in einem erzkatholischen Kindergarten unter der Leitung von Ordensschwester Edigna meine ersten sozialen Kontakte knüpfte. Es war der einzige Kindergarten im Ort, deshalb ging ich hin, auch wenn meine Eltern wenig Religiöses im Sinn hatten. Aus dieser Zeit stammt auch eine Kinderzeichnung von mir, ein Jesus am Kreuz, schlicht, symmetrisch, mit blauem Kugelschreiber gezeichnet und einem jämmerlichen Grinsen im Gesicht.