Die Leichtigkeit des Seins

Du fragst Dich, ob das Strahlen aus Dir allein kommt oder ob Du wirklich ein Stück Sonne verschluckt hast. Oft scheint es Dir zurück, aus fremden Gesichtern. Und Du hattest geglaubt, ein melancholischer Griesgram zu sein. Es ist nicht wahr. Einer, um die fünfzig, bezeichnet Dich als die Leichtigkeit des Seins. Er hat Deine Schwermut nicht gesehen, er kennt die andere Seite nicht. Aber vielleicht ahnt er, dass Du niemals so leicht sein könntest, wenn es die andere Seite nicht gäbe. Die Leichtigkeit des Seins, meine Herren, denke ich.
Du begibst Du Dich auf den Weg zum neuen Highlight der Wohnung. Sein roter Hochglanz und die chromfarbenen Griffe erinnern eher an einen gut polierten Oldtimer als an einen Kühlschrank. Eis, Bananenmilch oder Tiefkühlsushi. Manchmal lagert in der Küche ein langhaariger Bandit und will Wegezoll von Dir. Du musst von Glück sagen, wenn Du wieder in Dein Zimmer entkommst.
Dass, was so süß riecht, die Gegend ist, kommt Dir zunächst nicht in den Sinn. Aber als Du auf den Balkon trittst, merkst Du, dass der Wald vollgesogen ist mit dieser Süße und dass der Regen sie betäubend schwer gemacht hat. Du denkst an die Rosen im Stuttgarter Schlossgarten und an andere Rosen, lässt Dich auf Dein Tropenholz fallen und hegst die Wärme im Schoß.