Die Reise nach Jerusalem

Juli Zeh nennt es eine Schallmauer. Sich eine Welt abkapseln über die Musik, ein Kopfhörerkind auf wechselnden Bahnsteigen. Die blauen Schilder zeigen die Ortsnamen. Es könnte irgendwas auf den Schildern stehen, ich könnte irgendwo sein. Mittags gibt es mal Nordisch, mal Chinesisch, mal Japanisch. Mein Herz schwimmt Schmetterling durch den heraklitischen Fußgängerfluss, der niemals derselbe ist.
Neben platten Mäusen und toten Kröten bringt der Herbst seine freitäglichen Unterwasserküsse und Überraschungen, die keine sind. Entwaffnete fallen ihrem Los anheim. Überhaupt, so scheint es, fallen zur Zeit viele in irgendeine Richtung. Manche fallen genussvoll und bewusst, die meisten wahllos und schnell. Das Leben ist kein Wettbewerb, denke ich, bleibe stehen und sehe zu. Die Reise nach Jerusalem darf ruhig ohne mich weitergehen.
Ich wechsle zwischen zwei und mehr Welten, ein sanftes Ticktack, der wenig regelmäßige Puls meiner Tage. Die Übergänge werden smoother, die Unschärfe weicht einem bisweilen bestechend scharfen Fokus. Zwar kann ich lange nicht von Synchronisation meiner Welten sprechen. Aber ich arbeite dran. Hart. Wie Wellen spülen die Tage ans Ufer. Es gibt Schuhe, in denen selbst ein rauer Kiesstrand weich wie Sand ist.