Graswurzelduft

Ein Saal voller Abendkleider, deren Säume einander streifen. Krawatten und Fliegen, jede Menge Taft. Wir feiern das Ende, den Anfang, den jungen Sommer. Draußen an der Cocktailbar mische ich mich unter die Raucher. Drinnen auf dem Parkett wirbeln die Generationen durcheinander, Lebendigsein genügt, um teilzuhaben. Die Spanierin tanzt mit mir, der Biologielehrer, die barfüßige Künstlerin, Konversation in Körpersprache. Zum Abkühlen gehe ich Schritt für Schritt ins Dunkel hinein, vorbei an den Stehtischen, vorbei an den Pavillons, lasse den Kerzenschein hinter mir. Mit Absatzschuhen über gesprengten Rasen, Abseitsgespräche an der Tartanbahn, Abschiednehmen.
Als wolle es die Reste der Feierlichkeiten wegfegen, bricht am nächsten Tag das Unwetter herein. Nimmt versehentlich nebst Cocktailbechern, Tischdekoration und Pavillons ein paar Bäume mit, hinterlässt einen Teppich aus Blütenblättern in meinem Garten. Ich tappe durch die Pfützen, halte meine Arme tief in die Wassertonne. Zerbrochene Blumentöpfe, Graswurzelduft und eine Lunge voll Sommerregen.