Heimaten

Ich schmökere mich durch die schwedische Wikipedia und für einen Moment will ich einfach nur heulen. Ich habe Heimweh nach Stockholm. Oder Fernweh. Egal, denke ich, oft kann ich Heimweh und Fernweh kaum mehr unterscheiden. Und ehrlich, das, mit dem Seewind im Haar auf einer Brücke stehen, oben die Möwen und Krähen, Mälaren im Rücken, links und rechts die herrliche Stadt, ist mein Zuhause. Und die Ferne zugleich.
Früher fragte ich mich, warum ich dem Dorf, in dem ich meine gesamte Kindheit verbrachte, mich gar nicht verbunden fühlte und auch meinem Schulort nicht, nur Ulm ein wenig. Jetzt weiß ich warum. Mit einem Fuß war ich immer schon anderswo, in Swansea, in Stockholm, immer am Meer, und Gott weiß wo noch. Jetzt scheint die Zeit zu sein, diese Orte zu finden, all meine zweiten Heimaten. Ich frage mich, ob es pervers ist, von Heimat im Plural zu sprechen.
Dann lese ich alte Tagebucheinträge und sie saugen mich rein wie ein Buch. Früher, als das Tagebuch aus Papier war, waren mir alte Einträge meistens ein Gräuel zu lesen. Etwas ist anders, seit ich für Andere schreibe, schreibe ich auch für mich.