In eigener Sache

Das Tagebuch ist ein Monolog von den Dächern. Gespräch geht anders. Also komm nicht auf die Idee und fühl Dich angesprochen, wie Du Dich angesprochen fühlen würdest, wenn ich Dir was ins Ohr flüsterte. Wirf Tomaten hoch oder Rosen oder tuntiges Sushi, meinetwegen. Aber schlag mir nicht ins Gesicht, wenn Du mich im Café um die Ecke triffst. Und nein, weine auch nicht. Hier oben ist Schauspiel, da unten ist Welt. Du würdest sicher keinen vom Theater ohrfeigen, den Du im Café triffst, weil Dir gestern das Stück nicht behagt hat. Du würdest sicher nicht weinen, weil ein Schauspieler etwas vom Dach schreit.
Aber, und Du ahnst es schon, ich bediene hier die Hamletlist. Schauspiel, Worttheater, das seine Masken dem Publikum in feinem Wachs abmodelliert hat. Du erschrickst vielleicht, wenn Du Dich siehst. Wer so schamlos spielt, muss ja am Ende sterben, denkst Du vielleicht. Aber eigentlich weißt Du, dass das Leben keine Tragödie ist. Und wenn mir gelungen ist, Dir von Dir selbst zu erzählen, ist das keine schlechte Sache.