Kleinstadtbar

Tagsüber steht das Fenster der Buchhandlung ein Stück weit offen. Das Fenster zum Hinterhof, meine ich. Wenn ich im Garten bin, höre ich hin und wieder einen Kunden stöbern, ein leises Räumen, Handgriffe, manchmal eine gedämpfte Frage. Ein Schuber mit Landkarten steht auf dem Fensterbrett. An der Wand rechts die ganzen Hardcovers, und ich schwöre, ich kann die Bücher bis in meinem Garten riechen.
Ich erkunde die Fußwege der Kleinstadt. Finde einsame Brachwiesen am Bach. Ich liege in der Sonne. Rette mir einen ganzen Tag durch diese Sonnenhalbstunde. Ich presse mir eine Hand voll Heu unter die Nase. Inhaliere den altbekannten Duft. Ich schaukle. Schließlich springe ich mitten im Flug von der Schaukel. Denke an all die Dinge, die ich als Kind fraglos tun durfte und die mir heute oft skeptische Blicke einbringen. Nicht von den Kindern. Von Erwachsenen natürlich, oder denen, die sich für besonders erwachsen halten, wie Teenager zum Beispiel. Immerhin, denke ich, viele von denen sind schon größer als ich.
Während die Teenager dann ins Bett müssen, bestelle ich meine erste Margarita. Ich lecke an ihrem Salzrand herum und studiere beglückt die Frühstückskarte. Ich diskutiere und bekomme mein stolzes Näschen poliert. Nebenbei freue ich mich über die Tauglichkeit der Kleinstadtbar. Einen doofen Namen hat sie trotzdem.