Schreibtischballett

Willst Du Schriftsteller werden, fragt sie mich und die Kamera läuft. Und anstatt das blanke Ja auf meiner Zunge lachend auszuspucken, wie es sich gehört hätte, stocke ich und beginne zu faseln. Es gibt keine blöden Fragen, nur blöde Antworten, denke ich später. Vielleicht hätte ich mit großem Ernst darlegen sollen, dass ich Chirurg werden will, oder Stripperin. Ich setze auf den geistigen Memoblock: Frecher werden. Und nicht jammern jetzt. Erfahrung sammeln muss jeder, auch die kleine Fee. Vier Minuten im Lokalfernsehen darf ich wohl als erste Lehrstunde in Medienpräsenz sehen. Zusammenreißen, weitermachen.
Die Tastatur macht sanfte Geräusche, hauchdünnes Eis, das unter meinen Fingerkuppen halb zerbricht, halb wegschmilzt, jedes Mal, wenn die Fingerkuppen zwei Millimeter weit in ihr versinken, wieder auftauchen. Das Fenster, der Himmel mischt seine Taubenblaus, ein Aquarellkasten mit zu viel Wasser. Ich stelle die Füße auf die Spitzen, Schreibtischballett.
Macht Dich die Fähigkeit, bei Bedarf die Farbe zu wechseln, schon zum sozialen Chamäleon?