Schwarzpulver

Wir ziehen mit Fackeln durch die Stadt, irren laut lachend über leere Vierspurige, lachen das neue Jahr an. Feuerwerke beginnen aus allen Ecken zu schießen und doch sind kaum Menschen zu sehen. Bis wir an die Brücke kommen. Dort liegt sie, verqualmt, im Schwarzpulverdunst und voll betrunkener Menschenknäuel, aus denen unkontrolliert Explosionen und Raketen hervorschießen. Wir müssen hinüber. Also mitten hindurch. Neben den Füßen eines Mädchens explodiert etwas. An der Nase eines Kerls pfeift etwas vorbei. Ein anderes Mädchen wirft etwas in unsere Richtung und bekommt große Augen. Was immer es ist geht in die Luft. Wir bleiben unberührt. In den Ohren klingt es wie Krieg. Im Kopf aber ist es ein Fest. Oder im Herzen, wenn ich mich trauen würde, so pathetisch zu klingen. Es sieht leichtsinnig aus. Und obwohl wir die Brücke schnell passieren, rasche Flucht durch die Schusslinie, sind wir ein Teil des Leichtsinns und vielleicht sind meine Schritte deshalb so sorglos und ohne Schwere.
Wer ganz genau hinhörte, konnte unter dem Schießen das Geläut der Glocken hören. Inferno auf einer Brücke, das war mein Neujahrsfest.