Schwedisches Wohnheim

Ich ziehe in ein schwedisches Wohnheim ein, meine Bettwäsche passt zufällig zum Überzug des Schreibtischstuhls. Sein altmodisches und irgendwie ekliges Grün sieht dadurch plötzlich nicht mehr altmodisch und eklig aus. Eher nach Frühling, denke ich. Ich bin etwas durchgequirlt und müde, Flugreisen gehen immer viel zu schnell. Ich meide die anderen Studenten, heute will ich keinen Wirbel mehr im Kopf, nur noch Ruhe. Keine Gespräche, kein holpriges Schwedisch, keine Staus, keine Flugzeuge, kein Geld ausgeben und kein Gepäck schleppen. Keine grinsenden Busfahrer, keine netten Flugbegleiterinnen und vor allem keine neugierigen Studentengesichter.
Vor meinem Fenster habe ich etwas, eine Aussicht, eine ganz passable Aussicht sogar. Ich sehe weiter als ich gewagt hatte zu hoffen, bis zu den Kuppeln des Reichsmuseums, bis zum Wald gegenüber, bis zum Mond. Als ich am Fenster stehe, sieht ein junger Mann zu mir hoch, ich stehe im Licht einer milchigen Nachttischlampe, üppige weiße Vorhänge links und rechts. Weil er schaut, sehe ich mich selbst am Fenster stehen. Als die Musik beginnt, fange ich beinah an zu weinen.