Sonnenblumenfeuer

Ob ich vor Freude, Vorfreude oder vom Kaffee überdreht bin, spielt keine Rolle. Alle drei sind da, die Freude, die Vorfreude, der Kaffee. Manchmal, wenn die aufwallenden Energien über meinen schmalen Reagenzglaskörper hinausquillen, wenn auch kein anderes Gefäß sie mehr hält, muss ich hinaus und laufen. Vorbei an Apotheken, Asienrestaurants und Pferdekoppeln. Über Marmortreppen, Verkehrsinselbüsche und Schulzäune springen. Ich kriege mich schon leergepumpt. Unterwegs pflücke ich einen Sonnenblumenkopf und trage ihn wie das olympische Feuer nach Hause. Beim Runterkühlen kribbelt mir die Haut. Ich möchte keinen anderen Körper, kein anderes Leben. Als ich aus der Badewanne steige, das Fenster weit aufreiße, begrüßt mich Herbstfrische und Krähengekrächz, ein neuer Tag schwappt mitten in den alten hinein.