Zeitverschwendung

Seit langem verirrst Du Dich wieder in einen Buchladen. Sofort bist Du zuhause, Du hattest ihn fast vergessen, den Sog. Natürlich verlässt Du das Geschäft nicht ohne Beute. Die halben Stunden, in denen ich tatenlos herumstreune, weil das Geschäft, in dem ich etwas besorgen muss, noch nicht geöffnet hat, die halben Stunden, die verloren sind, weil das Geschäft tatsächlich, wie altmodisch, Mittagspause macht, die halben Stunden, in denen sich das Nachhausefahren nicht lohnt, diese sinnlos vertanen halben Stunden, diese halben Stunden, ich liebe sie. Sie sind ein gefundenes Fressen für mich. Lustvolle Vergeudgung von Zeit. Ja. Zeitverschwendung gehörte schon immer zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Die wirklich guten Ideen kommen beim Verschwenden. Später, ich schaue mir Bilder von Löwen an, die sich necken und ficken. Und Bilder von weltbekannten Straßenkreuzungen. Gieße den Farn und den Efeu. Füttere die Vögel. Im Museum gibt es Kupferstiche und Holzschnitte von Albrecht Dürer. Die will ich sehen. Dass das Museum einmal das erste öffentliche Schwimmbad der Stadt war, ein kleines Jugendstilbad, bemerke ich erst beim Betreten der Empfangshalle. Mosaiken und Buntglas, ein Wandbrunnen, Treppen links und rechts. Geschwungenes Holz, seltsame Leuchter. Goldene Buchstaben über einem Schalterfensterchen. Kasse und Wäscheabgabe, steht da in Jugendstilschrift. Der Brunnen ist fürs Erste trockengelegt. Ich würde den Steinmund gern einmal Wasser speien sehen.