Später dann. Wieder die Wut. Ihr könnt mir meine Zeit nehmen, aber niemals meinen Willen. Mag der Weltbetrieb in biblischem Ausmaß über mir zusammenschlagen, während Gott keine einzige Welle für mich teilt, ich halte den Kopf oben. Zwischen den Zeilen lebe ich weiter. Auch wenn dort keiner liest. Lasst mich fluchen.
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Für Augenblicke
Und plötzlich ist es zurück. Das Klagenfurtgefühl, das Zürichgefühl, das Stockholmgefühl. Die verwundete Künstlerseele holt sich Land zurück. In grundlos ausbrechender Euphorie. Daneben ein Becher Kaffee. Ich sitze am Bahnhof. Vielleicht nur der Frühling und der Wind. Für Augenblicke spielt wieder Musik. Endlich.
Uferschlick
Der Schritt vom warmen Uferwasser ins reißende Strombett ist rasch getan. Es spült mir die Füße weg. Wenn ich wieder an Land krieche, die Blätter aus meinem Haar fische, schwöre ich mir, beim nächsten Mal besser aufzupassen. Meine Zehen versinken im Uferschlick. Ich weiß genau, dass aufpassen nichts nützt.
Vielleicht wird ein Vogel singen, vielleicht wird ein Otter huschen. Vielleicht falle ich wieder, schwimme wieder. Oder nicht. Ganz wie es dem Fluss gefällt.
Frühling
Ich verlasse das Haus und atme ein. Knospen und Blätter schmiegen sich an meine Wange. Nein, ich schmiege mich, denn sie waren vorher da. Der Geruch meiner Kindheit, immer noch, immer wieder. Zartgrün zupft ein Vogel an meinem Sichtfeld. Ich wünschte, er zupfe an mir.
Für Orgelbauer
Dass dem Inhalt meines Kleiderschranks ein Streben nach Vollkommenheit zu Grunde liegt, würde vielleicht ein Modeschöpfer verstehen. Dass ein Gesamtkunstwerk solchen Ausmaßes niemals fertig ist, dürfte auch einleuchten. Das Konzept dahinter ist einfach. Bei jedem Wetter und bei jeder Stimmung muss mit drei, vier Griffen eine gute Zusammenstellung möglich sein. Für jeden Anlass, für jeden Ort. Farben, Materialien, Formen, das sind Töne und Klangfarben. Die möglichen Zusammenstellungen sind Akkorde. Das übersteigt die Komplexität jedes Klavieres. Der Kleiderschrank ist also eine Orgel, mindestens.
Nun blieben Schuhe und Accessoires noch unberücksichtigt. Auch Unterwäsche spielt eine Sonderrolle. Nach gewissenhaftem Studium dieser Parameter dürfte jedem klar sein, dass eine gut gekleidete Frau wirkliches Talent beweist. Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit, heißt es.
Ich wünschte, das richtige Kleidungsstück wäre so leicht zu finden wie das richtige Wort. Schwebte, wie dieses, willig in der Luft. Ich würde nie wieder wie ein Aschenputtel herumlaufen. Dass dem Inhalt meines Kleiderschranks trotzdem ein Streben nach Vollkommenheit zu Grunde liegt, würde vielleicht ein Modeschöpfer verstehen. Oder ein Orgelbauer.