Die Unvorsichtigkeit in Person

Ich werde in einen Zug steigen. Und einfach sitzen bleiben. Bis ich das Meer riechen kann. Zumindest riechen. Ich werde aussteigen und lauter neue Schritte machen. Irgendwo. Am Elbufer.
Erst jetzt, Tage später, bemerke ich, dass ich Quatsch erzählt habe. Bezüglich meines Alters. Nicht absichtlich, sondern weil ich mein Alter nicht auswendig weiß. Rechne natürlich auch nie nach. Und dann erzähle ich Quatsch. Und anderen Quatsch. Dass jede Frau ein Paar goldene Schuhe haben sollte. Und mindestens ein Paar in Rot.
Gestern sprach ich mit einem Sänger. Mit der Unvorsichtigkeit in Person, wie er sich nennt. Schubert singt er und bügelt Hemden. Wir spielten, wir neckten. Natürlich weiß ich, wie elektrisierend Theaterküsse sein können. Und gewisse Erinnerungen.
Während er seine Rolläden herunterlässt, habe ich Caravaggios Holofernes im Kopf, immer noch. Von faustschen Pakten faselt der Sänger und von Wein. Sirene, sagt er zum Schluss. Träum süß, sage ich.