Erste Klasse

In der ersten Klasse ist es so leise, dass Du die Regentropfen auf dem Zugdach hörst. Du hast Dich hierher gesetzt, weil Dir schlecht ist. Du fühlst Dich wie ein übervolles Gefäß. Die geringste Erschütterung würde Dich zum Überlaufen bringen. Oder der falsche Geruch. Also sitzt Du in der ersten Klasse, wo es ruhig ist, keine Menschen, keine Gerüche. Und vor allem nichts zu essen. Du musst nach Hause. Es wird dunkel und Du krank. Beim Gespräch mit dem Schaffner lässt Du Dich nur vom Tonfall leiten. Und er glaubt Dir. Ach, sagt er, Sie haben den anderen Zettel auch dabei. Ja, sagst Du instinktiv und ahnungslos, von welchen Zetteln er spricht, weil Du an seiner Stimme hörst, dass er Dich in Ruhe lassen wird, wenn Du ja sagst. Er stempelt Dein falsches Ticket und statt einem Platzverweis bekommst Du ein Lächeln.
Am nächsten Tag geht es Dir besser. Aber müde bist Du. Dass der deutschen Sprache ein Wort fehlt, denkst Du, ein Wort für die angenehme Festigkeit, für diesen unverrückbaren Halt, den eine Männerbrust bietet, auf die man seinen Kopf und seine Hände legen kann.