Goldrandwolken

Goldrandwolken hinter Ulm, postkartenschön. Windreiter, wie ich, Herbstreisende. Schließlich hinein in den Wendlinger Regen. Den nächsten Tag im schulterfreien Lieblingspulli bestreiten, Thaisuppe und Sushi. Abends Bankhengste und Krawattenträger treffen, vor der Glastür Stuttgarter Nutten, eine Bar im Rotlichtviertel. Die Geldmenschen baden im Flair des Käuflichen, und ich auch, koste Lillet und guten Weißwein. Ich bekomme neue Lebensgeschichten erzählt. Lese in Mündern und Augen, so gut ich kann. Jeder reimt sich so sein Leben zusammen. Ich reime mit. Werde frech. Werde missverstanden. Werde müde und wieder wach. Irgendwann suche ich das Weite. Aber die Bankstergeschichten laufen mir hinterher, lecken meine Hände, sitzen schließlich vor der Matratze bei Fuß. Ich träume von Insektenschwärmen. Morgens im Spiegel habe ich noch dieselbe Frisur wie in der Weißweinnacht. Dreiwettertaft, ein Filmaufwachen, frisch frisiert. Naja, halbfrisch oder viertelfrisch, eine verpennte Morgenfee. Heute, arbeitsam, zurück in der Pampa, ein Kneipenfrühstück wie aus dem Bilderbuch, Rührei, Toast, Schinken, Camembert, Trauben, Melone und so weiter. Nach dem Schreiben werde ich die Ledernadel holen, mir einen Hippiemantel passend nähen, das Geschenk einer Flohmarktgängerin, mir Kräutertee machen und einen Blick in den Kühlschrank riskieren. Und das Erkältungsbad nehmen, das ich dringend nötig habe.