Kaugummifrauen

Gegenüber führt ein junges Paar eine englische Bulldogge spazieren. Die Frau linst per Seitenblick durch meine Fensterfront herein, der Mann hat sanfte Augen. Die Bulldogge wühlt im Laub.
Während die Leute in meinem Umfeld beginnen, sich breit zu machen, Tentakel bekommen, sich fortpflanzen und im Gelände festwachsen, mache ich ungefähr das Gegenteil. Ich verdichte und kondensiere, schleife alles von mir ab, was ich nicht brauche. Ich fühle mich manchmal wie ein kleines technisches Wunderwerk in diesem Meer menschlicher Ursuppe, von dem alle Säfte und Sekrete abperlen, rückstandslos.
Natürlich bin ich keine Maschine. Natürlich bleibt immer etwas kleben. Sich auch beim Frühstücken noch in die Augen zu sehen ist außerdem schön. Und doch mache ich irgendwas anders. Ich hinterlasse keine Flecken. Ich bin keine Kaugummifrau, die Du nicht mehr aus den Haaren kriegst.