Luxusleben

Kindheitsbilder, Ferientage, Mittelalterlager, eigentlich weiß ich ja schon lange, dass Zopffrisuren erst richtig gut aussehen, wenn ich ein paar Stunden auf ihnen geschlafen habe. Oder mit ihnen durch Wälder und Gärten getobt bin. Frechflüchtige Strähnen auf dem braven Mädchenkopf, wetterfühlige, windhörige Strähnen, die mir über die Augen wehen. Die Ferien fühlen sich immer noch so an, Zopftage, Kindertage. Dabei sollte ich längst erwachsen sein.
An bedeckten Tagen gehe ich ins Freibad und habe es für mich allein. Mit etwas Glück kommt zwischendurch für zwanzig Minuten die Sonne heraus, das Licht tanzt auf meiner nassen Nase, das Wasser beginnt feudal zu glitzern. Unverschämt wellenlos liegt es da. Ich springe kopfüber hinein, aale durch das türkisgrüne Becken, ungestört, habe mehr Platz als ich jemals einnehmen könnte. Ich brauche keine Villa für ein Luxusleben.