Minusgrade

Ein Fenster zerspringt. Die klirrende Kälte der Nacht steckt noch in der Scheibe, als morgens pralle Sonne darauf scheint. Das Glas platzt mit einem lauten Knall, fällt aber nicht aus seiner Fassung, knirscht nur, ein paar Splitter rieseln herunter. Jetzt hängt es da, ein Damoklesfenster, notdürftig mit Klebestreifen fixiert.
Ausnahmsweise glaube ich einmal so fest an mich, wie das manche Menschen tun. Zur Musik von Trent Reznor und Atticus Ross wache ich auf. Tanze unbewegte Tänze. Komme in der Gegenwart an. Keine Angst vor der Zukunft. Eine Lesungsnacht bei siebzehn Minusgraden, zu der sich eine Handvoll Leute aus ihren Nestern in eine kalte Clubhalle am Stadtrand locken lassen. Falken, rote Scheinwerfer und Bassmänner, Tee, Lyrik und Musik. Rampensau, sagt einer. Du solltest sowas öfter machen.