Privatissime

Jugendstilvilla, Collagen und pastose Gemälde an den Wänden, jeder Raum ist in einer anderen Farbe gestrichen. Geblümte Sofas, Stuckkanten, so sieht eine Lesung in Backnang aus. Privatissime, wie die Veranstalterin betont. Zwischen Ohrensesseln und Schnörkelstühlen ist kein Durchkommen vor Schuhwerk und Knien, auf sämtlichen Kommoden sind Kuchen und andere Leckereien verteilt. Durch den Flur, eine Bücherallee, eine Schlaraffenchaussee, schimmert grünes Gartenlicht zu mir herüber. Kein Wasserglas, ich trinke Tee aus einer Porzellantasse, während die Herrschaften mucksmäuschenstill abwarten, dass ich hinunterschlucke, abstelle, weiterlese. In unregelmäßigen Abständen zirpt es hinter dem Intarsienschrank, dort sitzt ein Heimchen und lässt seine Schrillkante tönen.