Der tägliche Fechtgang

Wenn das Kopfkino in vollem Karacho seine Bilder durchpeitscht, wenn die Musik aus meinem sogenannten Zufallsgenerator alle Nerven trifft, wenn Verrücktspielen zum täglichen Fechtgang gehört, ist das mein Leben. Der Auftritt im Vorstadttheater rückt näher. Und die Prüfungsliteratur mir auf den Leib. Manchmal würde ich gern im Unterhemd auf einem Balkon sitzen und nichts tun. Aber es ist Wirbel vorgesehen. Und einen Balkon habe ich nicht. Wenn ich den Kopf verliere, wächst mir im Schlaf ein neuer, wie gut. Ich habe Sehnsüchte, die wie ungestüme Pferde fortstieben. Kontrolle ist eine nette Lüge, um die Welt bei Verstand zu halten. Im Grunde ist alles okay.

Freies Parkett

Heute habe ich mich als Perlenpaula verkleidet und frage mich, wie viele wissen, was das überhaupt ist. Überall liegt gewaschene Unterwäsche im Zimmer herum und trocknet, so ist das in kleinen Wohnungen. Das einzige, was ich vermisse, ist harte, laute Musik und freies Parkett vor einer neonroten Bar. Um den Strom aus der Luft zu saugen. Tanzend.

Bügelfrei

Würdest Du eine Reise antreten, die mit der Zeile »Kulturschock unter Yuppies« titelt? Ich würde. Ich würde mir auch die Fingernägel blau lackieren. Ich würde Manschettenknöpfe tragen. Ich würde Frankfurt zu Fuß durchqueren. Ich würde Börsenfräcken bei Straßengesprächen zuhören. Ich würde White Russian trinken und im Westend Kopfschmerztabletten kaufen. Ich würde ein bisschen größenwahnsinnig werden und Komplimente machen. Es gibt Augen wie Wasser auf klarem Grund in der Sonne. Ich würde im dreiundzwanzigsten Stockwerk der Skyline nachhängen und durch die Kulisse am Opernplatz kreiseln. Ich würde den Egozentriker am Frühstückstisch angrinsen. Ich würde alles so machen wie geschehen.

Für Doktor Freud

Ich träume, dass ich mich in weiße Seide einkleiden lasse. Für eine Hochzeit soll es sein. Nicht für meine, natürlich. Insgeheim überlege ich, ob es unhöflich ist, als Hochzeitsgast in rauschendem Weiß zu erscheinen. Ich ahne auch, dass ich das Kleid nicht werde bezahlen können. Trotzdem bin ich unbeirrt. Ich scheine es gewohnt zu sein, mich um Kopf und Kragen zu bringen.

Punkt

Schmeckt der Blutorangensaft eines ewig Enttäuschten saurer als meiner? Chinesische Popliteratur liegt als Wespenschutz auf meinem Glas. Marienkäfer sind lieb, Wespen sind böse, sagt er. Das Wetter hat diese perfekte Färbung, die mich glücklich macht.
Jetzt, einen runden Tag später, trinke ich giftgrünen Waldmeistersirup mit Wasser und Eis. Das Wetter ist vom selben Schlag, aber ich bin anderswo, und bleibe. Ein Schmetterling sitzt an der Fassade des Nachbarhauses und sonnt sich. Marshmallow heißt Sumpfmalve. Du redest wieder im Schlaf, sage ich zu mir. Von Turntables und Skylines und Mindfuck. Genug Chaos heute. Punkt.